Die Briten singen „God Save the King“, in der Hymne der Eidgenossen heißt es u.a. „Betet, freie Schweizer, betet!“ und im „Star Spangled Banner“ bekennen die Amerikaner „In God is our trust“. Es gibt unterschiedliche Erklärungsansätze dafür, warum in Nationalhymnen immer wieder auch das Göttliche auftaucht und angerufen wird. Da ist zum einen der historische Kontext: Die meisten Nationalhymnen entstanden im 18. bis 20. Jahrhundert, als Religion noch stark mit nationaler Identität verwoben war. Zudem griffen Monarchien, Revolutionen und Unabhängigkeitsbewegungen oft auf den Glauben als moralische und kulturelle Legitimation zurück („Herrscher von Gottes Gnaden“).
Viele Hymnen bitten um Schutz, Führung oder Segen für das Volk oder das Land – traditionell alles Aufgaben, die einem Gott zugeschrieben wurden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Nationalhymne der Niederlande, das „Wilhelm-Lied“. Dort heißt es z.B. in der 2. Strophe „Aber Gott wird mich führen wie ein gutes Instrument“ und in der 3. Strophe: „Gott wird euch nicht verlassen, obwohl ihr jetzt leidet. Wer fromm leben will, bete Tag und Nacht zu Gott, dass er mir Kraft gewähre, damit ich euch helfen darf.“ Die Hymne der Oranje umfasst insgesamt 15 Strophen, in denen zwölf Mal das Wort „Gott“ vorkommt. Ein Top-Wert in Europa.
Auch die starke christliche Prägung vieler europäischer Staaten mag dazu beigetragen haben, dass Gott in den Hymnen wie selbstverständlich vorkommt. Doch es gibt auch Gegenbeispiele: Weder in der deutschen noch in der polnischen Nationalhymne finden sich göttliche Bezüge – obwohl in Deutschland die Wiege des Protestantismus stand und Polen bis heute erzkatholisch ist. Die spanische Nationalhymne verzichtet nicht nur auf Gott, sondern gleich auf jeglichen Text. Der „Marcha Real“ ist ein reines Instrumentalstück.
Die weltweit wohl älteste Nationalhymne hat Japan. Sie trägt den Titel „Kimigayo“, und ihr Text stammt aus einem japanischen Gedicht aus der Heian-Zeit (um 905 n. Chr.). Keine andere Hymne hat ältere Wurzeln im Text. Die Musik dazu wurde allerdings erst 1880 in der Meiji-Zeit komponiert. Ab 1888 wurde „Kimigayo“ faktisch als japanische Nationalhymne verwendet, gesetzlich bestätigt ist das seit 1999.

- Arthur Röben
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