Pressemitteilung

Nur mal kurz die Welt retten: Junge Klimabotschafter*innen mit viel Herz und starker Stimme

  • 21.07.2025

Sie haben sich für Diskussionen gewappnet, Projekte konzipiert und umgesetzt und Kontakte zwischen den evangelischen Schulen im Rheinland geknüpft: Sarah Hunsicker und Julius Fuhrmann gehören zu den Jugendlichen im Rheinland, die an der Weltretter-Ausbildung der Evangelischen Kirche im Rheinland teilgenommen haben.

Mit einem riesigen Rucksack auf dem Rücken und einem großen Ball im Arm machte sich Sara Hunsicker auf den Weg in den Kindergarten in ihrem Dorf. Wochenlang hatte sie zuvor über einem Konzept gesessen, um mit Vorschulkindern über den Klimawandel ins Gespräch zu kommen. „Ich finde einfach: Klimaerziehung in der Schule beginnt zu spät“, sagt die Gymnasiastin. Wenn Eltern keine Vorarbeit leisten würden, kämen Kinder erst im siebten Schuljahr zu den großen Klimathemen. Also schrieb die heute 18-Jährige ein Konzept für ein Kindergartenprogramm: Der große Ball symbolisierte die Weltkugel und aus ihrem Rucksack zauberte sie mit den Jungen und Mädchen viele Gegenstände rund um Energiethemen – vom Spielzeugauto bis zur Steckdose. Und dann begann die Schülerin mit den Kindern zu forschen. Was tut der Erde gut? Was nicht? Und wie wirken sich Ressourcenverbrauch und Energieverschwendung überhaupt auf die Erde aus? „Wir haben uns alle unter eine große Rettungsdecke gelegt und gespürt, wie sie uns aufwärmt“, erzählt Sara Hunsicker. Gemeinsam mit Handpuppe Bo beklebten die Schülerin und die Kita-Kinder anschließend die wärmer werdende Weltkugel mit Schnipseln der Rettungsdecke. Die junge Projektleiterin erzählt: „Wir fanden raus: Es ist noch nicht zu spät. Aber wir müssen etwas tun.“

Sara Hunsicker (Mitte) mit Präses Dr. Thorsten Latzel (rechts) und Dr. Sascha Flüchter (links), dem stellvertretenden Leiter der Bildungsabteilung im Landeskirchenamt.

 

Sprachfähig zu Klima-Themen werden

Diese Einsicht ist für Sara Hunsicker aus Dierdorf nicht neu. „Klimaschutz ist für mich schon lange ein Thema“, sagt sie. Allerdings hatte sie häufig in Diskussionen das Gefühl, nicht mitreden zu können. „Mir fehlte das Wissen und mir fehlten die starken Argumente“, sagt sie. Und deswegen kam der Schülerin des evangelischen Martin-Butzer-Gymnasiums in Dierdorf die Einladung von Christoph Diefenbach gerade recht. Der Nachhaltigkeitsmanager der Evangelischen Kirche im Rheinland hatte gerade die dritte Runde seiner „Weltretter“-Ausbildung ausgeschrieben und sich damit an Schülerinnen und Schüler der Schulen in Trägerschaft der Evangelischen Kirche im Rheinland gewendet. „Ich wusste sofort, das passt“, sagt Sara Hunsicker. Rund 60 Kilometer reinabwärts ging es einem anderen Schüler ganz ähnlich: Am Amos-Comenius-Gymnasium in Bonn erfuhr Julius Fuhrmann von dem Programm. „Mir gefiel die Vorstellung, als Botschafter für unser Klima anzutreten“, sagt der 17-Jährige.

Die Anfänge lagen noch vor „Fridays for Future“

Das hatte Christoph Diefenbach den evangelischen Schülerinnen und Schülern im Rheinland in Aussicht gestellt und genau dafür will er sie in dem Weltretter-Lehrgang rüsten – der in diesem Jahr bereits zum vierten Mal einen erfolgreichen Abschluss fand. „Als ich damit 2016 anfing, gab es noch kein ,Fridays for Future‘“, erinnert sich Diefenbach, „aber wir hatten längst erkannt: Wir müssen etwas tun.“ Er suchte also nach Kooperationspartnerinnen und -partnern, bot das Programm erst für einheimische Jugendliche und junge Geflüchtete, dann für Erwachsene an und startete 2022 den ersten Lehrgang für die Schülerinnen und Schüler der evangelischen Schulen im Rheinland. Die Schulstiftung der rheinischen Kirche sagte ihre Unterstützung zu. Und bei den Jugendlichen fand das neue Programm schnell entschlossene Mitstreiter.

Super motiviert durch gemeinsames Interesse am Klimaschutz

„Ich wollte etwas dazulernen und mich wappnen für die Gespräche über das Klima, bei denen ich immer mehr auf Mauern und Abwehrmechanismen stieß“, sagt Julius Fuhrmann. Die Ausbildung habe ihn sprachfähig gemacht. „Wir haben viel über Kommunikation gelernt und über Wege, wie wir über das Thema Klimaschutz sprechen können und wie auch besser nicht“, erzählt er. In der Ausbildung zum Weltretter fand er aber noch deutlich mehr als das ersehnte Wissen und die Kommunikationstipps. Er traf auf gleichaltrige Mitstreiter, die mit ganz ähnlichen Überzeugungen an den Start gingen. „Wir waren alle zusammen super motiviert“, erzählt er, „es tat einfach gut, das Klimainteresse als gemeinsamen Nenner zu haben.“

Julius Fuhrmann hat eine Ausstellung zum Thema Plastikmüll konzipiert.

Ausstellungskonzept gegen Plastikmüll

Und Julius Fuhrmann schnupperte genauso wie die Teilnehmenden der insgesamt vier Lehrgänge in das Thema Projektmanagement hinein. Denn so wie seine Kollegin Sara Hunsicker im Laufe des Lehrgangs das Konzept für den Kindergarten schrieb, erdachte sich Julius Fuhrmann mit seinem Klassenkameraden Matthias Bujtor ein Ausstellungskonzept für seine Schule. „Silent Killer“ nannten die beiden jungen Männer ihre Ausstellung und nahmen das Problem von Plastik im Meer in den Blick. Wie kommt es dazu? Was richtet es an? Und wie können wir es vermeiden? Es entstanden 17 große bunte Plakate, die die Schüler um einen großen Plastikmüllberg drapierten. Der Förderverein der Schule übernahm die Kosten. Und die Schulleitung machte die Ausstellung und einen damit verknüpften Online-Vortrag mit Wissenschaftlerin Dr. Melanie Bergmann für die Klassen neun bis elf zum Pflichtprogramm. „Wir haben wirklich viel Unterstützung bekommen“, freut sich Julius Fuhrmann. Und eine digitale Auswertung zeigte: Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung nahmen wertvolles Wissen mit. „Ich selbst habe aus dieser Zeit auch viel mitgenommen“, sagt der Bonner Gymnasiast. Dabei denkt er an die neuen Freundschaften über Schulgrenzen hinweg, die er in der Ausbildung zum Klima-Botschafter geknüpft hat. Er denkt auch an den guten Draht zu Christoph Diefenbach, den er auf jeden Fall halten will. Und die Ausstellung soll bald zur Wanderausstellung werden: Ein Ausstellungs-Kit kann dann von anderen evangelischen Schulen ausgeliehen werden.

Ein Traum: „Green-Teams“ an allen Schulen

„Wir wünschen uns alle, dass es weitergeht“, sagt auch Sara Hunsicker. Sie hat den Schwung des Lehrgangs genutzt und an ihrer Schule ein „Green Team“ ins Leben gerufen: Schülerinnen und Schüler kümmern sich um Nachhaltigkeits-Themen. Pflanzaktionen und ein Second-Hand-Markt haben bereits stattgefunden. Jedes Jahr gibt es einen Green-Day an der Schule. Sara Hunsicker macht 2026 ihr Abitur. „Aber die Green Teams bleiben“, sagt sie. Das Konzept dafür hat sie auch dem rheinischen Präses Dr. Thorsten Latzel sowie Dr. Sascha Flüchter, dem stellvertretenden Leiter der Bildungsabteilung im Landeskirchenamt, vorgestellt. Ihr gemeinsamer Traum: Irgendwann könnte es an allen neun evangelischen Schulen im Rheinland „Green Teams“ geben.