Bettina Steinbach und Christiane Müschenich engagieren sich in ihrer Kirchengemeinde in Mettmann für den Umweltschutz – und haben dafür auch den Grundlagenlehrgang der Evangelischen Kirche im Rheinland besucht. Sie haben erkannt: „Es braucht nicht nur die großen Maßnahmen, sondern auch die kleinen Projekte.“
Manchmal, wenn Bettina Steinbach am Mittwochmittag den großen Suppentopf auf dem Lastenrad ins Gemeindehaus transportiert, dann winken ihr die Leute freundlich zu. Denn das große weiß Elektrorad mit der riesigen Abstellfläche und dem Logo der Kirchengemeinde auf dem Rahmen hat sich in Mettmann schon rumgesprochen. „Das ist wie ein Stein, den man ins Wasser wirft. Er zieht Kreise“, sagt Bettina Steinbach. Die Klimaschutzbeauftragte der Evangelischen Kirchengemeinde Mettmann freut sich, wenn die Menschen sie auf das E-Bike ansprechen. Das Fahrrad gehört zu einem bunten Maßnahmenprogramm rund um den Klimaschutz, das die Gemeinde in den vergangenen Jahren auf den Weg gebracht hat.

„Jeder einzelne kann etwas tun“
„Es hat mit dem privaten Wunsch angefangen, einen kleinen Teil dazu beizutragen, die Lage zu verbessern“, erinnert sich Christiane Müschenich, die in der Gemeinde ebenfalls für das Thema Umweltschutz und Schöpfungsbewahrung im Einsatz ist. Sie ist sich sicher: „Jeder einzelne kann etwas tun, jeden an seinem Platz.“ Und deswegen zögerte sie auch nicht als Bettina Steinbach in einer Gemeindeversammlung um Mitstreiter für den Umweltschutz unter dem Dach der Gemeinde suchte. Sie hob die Hand und wurde zum Gründungsmitglied des neuen Ausschusses, der sich neben Baufragen gleichzeitig auch um Klimaschutzaufgaben kümmern soll.

Eine Chance für die kleinen Ideen
Dann allerdings stellte sich heraus: Der Ausschuss würde schon mit der Energieanalyse und der Zukunftsplanung rund um die gemeindlichen Gebäude genug zu tun haben. „Die kleinen Ideen für den Klimaschutz fielen hinter runter“, erinnert sich Christiane Müschenich. Damals trafen die Ausschussmitglieder eine Entscheidung: Während sich die einen um die Gebäude kümmern würden, sollten die anderen Arbeitsgruppen für die jeweiligen aktuellen Klimaschutzprojekte gründen. Bettina Steinbach, die sowohl Klimaschutzbeauftragte als auch Baukirchmeisterin der Kirchengemeinde in Mettmann ist, würde die Fäden zusammenführen. „Jetzt haben wir Zeit und Muße, Klimaprojekte zu beraten und umzusetzen“, sagt Christiane Müschenich.
Freude statt Verzicht-Gesicht
Und genau darum geht es den Ehrenamtlichen, die sich für den Klimaschutz in der Evangelischen Kirchengemeinde in Mettmann einsetzen. „Seit ich denken kann, bin ich ein Draußenmensch“, sagt Bettina Steinbach. „Und irgendwann habe ich mich gefragt: Lässt sich noch aufhalten, was da auf uns zukommt? Und wie kann ich selbst dabei helfen, die Schöpfung zu bewahren?“. Sie entdeckte für sich: Weder Zeigefinger noch saures Verzicht-Gesicht würden helfen. „Klimaschutz kann Freude machen“, sagt sie, „und die Gemeinde ist dafür ein guter Ort.“
Grundlagenlehrgang als Basis für die Arbeit
Allerdings sei man als Klimaschutzbeauftragter in einer Gemeinde oft Einzelkämpfer. Auch deswegen kam ihr die Einladung von Christoph Diefenbach, Nachhaltigkeitsmanager der Evangelischen Kirche im Rheinland, gerade recht. Er bot in Kooperation mit der Melanchthon-Akademie einen Grundlagenlehrgang zum Thema „Umweltschutz in Kirchen“ an – und Bettina Steinbach meldete sich an. „Ich wollte bei dem Thema ein bisschen Fleisch an die Knochen kriegen“, erinnert sie sich, „um meine Aufgabe als Klimaschutzbeauftragte in der Gemeinde mit Leben füllen zu können“.
Gemeinsam mit ähnlichen Zielen unterwegs
Später besuchte auch Christiane Müschenich den Lehrgang. Und beide Frauen sind sich einig: „Der Kursus macht Mut und gibt einem Sicherheit für die eigene Arbeit.“ Vor allem werde man Teil eines großen Netzwerks und komme mit anderen Menschen innerhalb der evangelischen Kirche ins Gespräch, die mit ähnlichen Zielen unterwegs sind. Genau das wünscht sich auch Christoph Diefenbach für den Lehrgang: „Wir schauen uns gemeinsam ein breites Feld von Klimathemen an“, erklärt er, „und vor allem kommen wir ins Gespräch.“ Der Grundlehrgang wolle die Ehrenamtlichen sprachfähig machen, Antworten auf strukturelle Fragen geben und den gegenseitigen Austausch fördern. Der nächste Lehrgang beginnt im Januar, Anmeldungen sind bereits möglich.
Info: Grundlagenlehrgang
Zum Grundlehrgang und Erfahrungsaustausch „Umweltschutz in Kirchen – da geht doch was!“ gehören vier Online-Module und zwei Exkursionen in Präsenz. Der neue Kurs startet im Januar 2026. Er richtet sich an Menschen in Gemeinden und Kirchenkreisen, die sich aktiv für Klimaschutz, Nachhaltigkeit und eine sozial-ökologische-Transformation einsetzen oder künftig einsetzen wollen. In der Regel werden die Kosten für diesen Lehrgang von den jeweiligen Kirchengemeinden oder Kirchenkreise auf Antrag übernommen. Anmeldungen sind hier möglich.
Bettina Steinbach und Christiane Müschenich jedenfalls kehrten hochmotiviert von ihrem Lehrgang zurück. Seit dem haben die Ehrenamtlichen in Mettmann schon mehrere Themen angestoßen. „Das sind kleine Dinge, die große Wirkung entfalten können“, sagt Christiane Müschenich. Der Gemeindebrief wird jetzt auf zertifiziertem Papier gedruckt. Im Kirchencafé wird ausschließlich fairer Kaffee ausgeschenkt. Außerdem hat eine Arbeitsgruppe Pläne für die freie Grünfläche neben der Kirche entwickelt: Gemeinsam mit einem ortsansässigen Gärtner überlegen die Ehrenamtlichen, wie sie das Brachland in eine „freundliche Landschaft für Insekten und andere Tiere mitten in der Stadt“ verwandeln können. Im Frühling soll gesät werden. An der Kirche wurden hochwertige Fahrradstellplätze installiert.
Umweltleitlinie zeigt: „Ja, wir wollen das“
Und die Ehrenamtlichen haben eine Umweltleitlinie entwickelt. „Das war für uns wichtig, damit das Presbyterium auch einmal grundsätzlich sagt: ‚Ja, wir wollen das‘“, erklärt Bettina Steinbach. Die Leitlinie ist inzwischen beschlossen. Natürlich gebe es auch manchmal Widerstand, wissen die beiden Frauen – und erinnern sich an den Moment, als den Gruppen und Kreisen nahegelegt wurde, weniger Handzettel zu kopieren. „Dann gehört es auch zu unseren Aufgaben, zu erklären, was hinter unserer Arbeit steckt“, sagt die Klimaschutzbeauftragte.
Nächstes Thema: Mobilität
Deswegen informieren die Klimaschützer verstärkt im Gemeindebrief über ihre Arbeit. Es gibt einen Ehrenamtlichen-Stammtisch, an dem auch die Klima-Themen auf den Tisch kommen. „Wir verstehen diese Arbeit als Chance und glauben, Klimaschutz bedeutet Gewinn, nicht Verzicht“, sagt Bettina Steinbach. Als nächstes ist eine Arbeitsgruppe „Mobilität“ geplant: Dort könnte ein neues Parkkonzept für das Gemeindegelände besprochen werden. „Wir wollen auch über mögliche Dienst-E-Bikes für Ehrenamtliche sprechen“, sagt Christiane Müschenich – und denkt dabei zum Beispiel an die Austräger des Gemeindebriefs. Schließlich soll Klimaschutz in Mettmann auch Spaß machen.
