Düsseldorf/Wesel. „Als evangelische Kirche verstehen wir uns als Kirche des Wortes, oder genauer des Hörens. Wir sind eine Hör-Gemeinschaft. Teil einer 3000 Jahre alten Hoffnungsbewegung. Älter als die Reformation. Älter als die ersten christlichen Gemeinden.“ So beschreibt Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, das Evangelischsein in seiner Predigt zum Reformationstag am 31. Oktober. „Wir leben aus der guten Botschaft, dass Gott mitten unter uns gegenwärtig ist“, heißt es laut Manuskript. Präses Latzel predigt ab 19 Uhr im Willibrordi-Dom in Wesel.
In seiner Predigt bezieht sich der Präses auf das Schma Israel (Höre Israel), das zentrale Glaubensbekenntnis des Judentums im 5. Buch Mose. Die Frage nach Gott sei heute vielleicht dringlicher denn je. „Gott, das heißt nach Martin Luther, jemanden zu haben, von dem du alles Gute erwarten kannst. Der dir beisteht, wenn alle anderen dich verlassen.“ Die wichtigste Unterscheidung im Leben sei die von Schöpfer und Geschöpf: „Wir retten nicht die Welt, nicht unsere Seele, nicht unser Leben. Das alles ist Gottes Sache.“
Aus der Liebe Gottes leben und so selbst zum Liebenden werden
„,Von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all meiner Kraft‘ soll ich Gott als die Liebe lieben“, zitiert Latzel das Schma Israel. „Und so selbst zum Liebenden werden, zum Ebenbild Gottes. Das haben die Reformatoren mit den Begriffen Gnade und Glaube umschrieben. Das unbegreifliche Geschenk, von Gott unbedingt, einfach so geliebt zu sein. Und das tiefe Vertrauen, aus dieser Liebe zu leben.“ Der Reformationstag erinnere daran: „Ich bin geliebt. Unbedingt. Wunderschön geschaffen. Frei. Und ich bin berufen, andere zu lieben. So wie Christus es getan hat. Bis am Ende einmal die Liebe Gottes sein wird alles in allem. Das heißt für mich, evangelisch zu leben und zu glauben.“
Weitere hauptamtliche Mitglieder der Kirchenleitung predigen
Neben Präses Latzel sind weitere hauptamtliche Mitglieder der rheinischen Kirchenleitung am Reformationstag im Einsatz. Oberkirchenrätin Henrike Tetz, Leiterin der Abteilung Bildung und Diakonie im Landeskirchenamt, predigt als Gast im Gottesdienst des Kirchenkreises Oberhausen und seiner Gemeinden ab 19 Uhr in der Kirche Alstaden, Bebelstraße 232. Und Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen, Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene, ist ab 19 Uhr Gastrednerin der Reformationstagsfeier der Evangelischen Kirchengemeinde Troisdorf in der Johanneskirche, Viktoriastraße 1.
