Präses zum Ewigkeitssonntag: „Ewig ist ein anderes Wort für Gott“

Düsseldorf. „Ewig – das meint, dass etwas ganz von Gott bestimmt ist als dem, der alleine ewig ist. Ewig, das ist ein anderes Wort für Gott.“ In einem sehr persönlich gehaltenen Theologischen Impuls geht Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, am Tag vor dem Ewigkeitssonntag auf die Vieldeutigkeit des Begriffs des Ewigen ein. Der morgige Gedenkfeiertag beschließt das Kirchenjahr.

Vor dem Hintergrund persönlicher Verluste in den vergangenen drei Jahren beschreibt der Präses, was ihn nach der Erfahrung von Abschied und Trauer mit Blick auf das Leben und die christliche Hoffnung bewegt. So sei ihm Zeit kostbarer geworden, zugleich vergeude er sie immer wieder leichtfertig. „Als ob ich ewig leben würde. Als ob es kein Wunder wäre, da zu sein, zu leben.“ Dem stellt er die erfüllten, erinnerungswerten Momente gegenüber, „in denen ich – religiös gesprochen – etwas von Gott als Geheimnis meines Lebens spüre“. Zum Umgang mit der Vergänglichkeit verweist Latzel auf Paulus. Es gehe darum, „ganz hier und jetzt zu leben – im Wissen darum, dass das Hier und Jetzt und auch unser Wir nicht bleiben. Oder genauer gesagt: dass ich es nicht halten kann, sondern nur darauf hoffen, dass es in Gott geborgen ist.“

In Gottes Liebe bewahrt und aufgehoben

Die große christliche Hoffnung sei, dass der Tod nicht das letzte Wort behalte. „Tatsächlich haben wir für diese Hoffnung keinen anderen Grund als das, was uns in der Heiligen Schrift bezeugt ist.“ Um zu begreifen, was aus christlicher Perspektive mit Ewigkeit gemeint sei, reiche weder ein quantitatives noch ein qualitatives Verständnis aus, also weder die Vorstellung von einer „unendlichen Verlängerung“ noch von einer „Schönheit in sich, jenseits von Zeit und Raum“. Es gehe vielmehr „um etwas, was in eine andere Denkschublade gehört – jenseits unserer Denkschubladen“. Gott allein sei ewig. „Das ist die Hoffnung für all die Menschen, von denen ich Abschied nehmen musste – und einmal werde Abschied nehmen müssen: dass Gottes Liebe ihr Leben ganz umfasst. Dass sie in ihr bewahrt und aufgehoben sind.“

  • 22.11.2025
  • Ekkehard Rüger
  • EKiR