Herr Rieske, zum Jahreswechsel beginnen Sie Ihren Dienst als neuer Pfarrer unserer Kirchengemeinde. Diese Gelegenheit möchten wir gerne nutzen, um Sie der Gemeinde vorzustellen. Was würden Sie selber sagen – was macht Sie als Person aus?
Mich prägen und inspirieren die Menschen, mit denen ich in Kontakt bin; zuerst und ganz besonders meine Familie: Das Leben mit meiner Frau und unseren vier jugendlichen und zwei erwachsenen Kindern am Stadtrand von Bonn ist jeden Tag so vielfältig und lebendig, dass ich immer neu dankbar und gefordert bin in und von dieser Lebensfülle. Zudem sind es Menschen, die mit mir unterwegs sind: Freundschaftlich oder auch als berufliche KooperationspartnerInnen. Ich lebe und arbeite gern vertrauensvoll im Team, entwickle Ideen und freue mich an guten Impulsen anderer. Ich habe gelernt, in allem Gutes zu suchen und zu finden. Gemeinsam unterwegs zu sein, verlässlich und im Austausch, mit Freude an den Dingen, die sich entwickeln, das prägt mich – und ich bin neugierig und interessiert an neuen Begegnungen in und um Neunkirchen.

Sie beginnen Ihren Dienst in unserer Gemeinde als Theologe und Pfarrer mit reichlich Erfahrung – wie sah Ihr bisheriger Werdegang aus und was hat Sie dabei am meisten geprägt?
Vor über 30 Jahren bin ich aus Norddeutschland ins Rheinland gekommen. Auch wenn die Liebe zu meiner Herkunftsheimat fortbesteht, bin ich dankbar für Erfahrungen an vielen interessanten Orten und Stationen unserer Rheinischen Kirche: In der universitären Lehre, in der Kirchengemeinde Aachen, an der Liebfrauenschule in Bonn, in der Notfallseelsorge und schließlich in der Militärseelsorge. Insbesondere die Jahre im Landespfarramt für Notfallseelsorge haben mich sehr berührt und geprägt, weil wir für Betroffene von plötzlichen Todesfällen Unterstützung anbieten konnten. Solche seelsorglichen Begegnungen erlebe ich als sehr erfüllend und sinnvoll, auch wenn die Frage nach dem Sinn dessen, was passiert ist, nach einem Verlust für trauernde Menschen zunächst lange offen bleiben kann. Den Auftrag zu haben, Menschen mit ihren Verlusten, in ihrer Trauer, in ihren Grenzerfahrungen und erlebten Krisen nicht allein zu lassen, für „Seelen“ und ihr Wohlergehen „zu sorgen“, das ist bereichernd – auch in der Bundeswehr. Im Militärpfarramt hat mich berührt, mit wie viel Vertrauen und Offenheit Soldatinnen und Soldaten uns „Pfarrpersonen“ begegnen. Darausergaben sich unzählige Chance für begleitende, zugewandte Seelsorge.
Nach diesen vielfältigen Stationen haben Sie sich entschieden, in unserer Kirchengemeinde in Neunkirchen tätig werden zu wollen – was hat Sie dazu bewogen?
Meine erste Begegnung mit der Kirchengemeinde Neunkirchen war der Eröffnungsgottesdienst zum Inklusiven Sportcamp im Juli – diese lebendige Fülle und der Blick in die lächelnden Kindergesichter, die Gespräche mit den Ehrenamtlichen, aber vor allem die Freude der Eltern haben mich berührt. Diese Begegnungen haben mich bewogen, mich zu bewerben: Obwohl ich zunächst gar nicht in eine Gemeinde wollte, eher in ein Funktionspfarramt. Doch der positive „spirit“, den ich in vielen Gesprächen wahrnahm, hat mich gereizt: Davon ein Teil zu werden, Rückhalt zu geben und Stärken zu stärken, zu integrieren und koordinieren – diese Vielfalt gemeinsam zu gestalten, das ist die Motivation.
Ob im Kennenlerngespräch, in der Probepredigt und -katechese oder an anderer Stelle: zumindest in Ausschnitten haben Sie unsere Gemeinde schon kennenlernen können – was sind Ihre ersten Eindrücke aus Neunkirchen?
Ich erlebe ganz viel verlässliches ehrenamtliches Engagement. Mir imponiert, wie engagiert und lebendig Sie das Gemeindeleben in Neunkirchen leben und gestalten: Mit vielen Facetten, Impulsen und Ideen. Die Gespräche im Presbyterium, bei und nach Probekatechese und im Gottesdienst empfand ich als warmherzig, interessiert und zugewandt: Hier wurde und wird viel Verantwortung übernommen, für alle Gemeindebelange und auch für die anstehenden Entscheidungen; darin gemeinsam evangelisch unterwegs zu sein in einem kleinen, attraktiven Ort im schönen Bergischen Land, das finde ich reizvoll.

Wenn Sie an die erste Zeit in Neunkirchen denken: worauf freuen Sie sich am meisten und vor welchen Aufgaben und Herausforderungen haben Sie Respekt?
Ich freue mich zunächst einmal darauf, das Büro der Pfarrperson wieder zu füllen: Nicht nur mit meinen Büchern und Mitbringseln, sondern mit Ideen, Verantwortung und vor allem vielen Gesprächen, Lachen und der Lust an Initiativen. Hineinwachsen in das Leben der Neunkirchener Gemeinde und mich darin zurechtfinden, einen guten Ort haben, darauf freue ich mich. Respekt habe ich vor den organisatorischen Management-Aufgaben, die zu regeln sind und vor der Fülle, die gewiss in der ersten Zeit herausfordernd sein wird. Ein gutes Zeit-Management wird von Beginn an wichtig sein, auch für uns als Familie; es wird sich ein anderer Lebensrhythmus entwickeln.
Wenn sie später einmal zurückblicken werden auf die Arbeit in unserer Kirchengemeinde – was muss passiert sein, damit Sie die Zeit als erfolgreich ansehen?
„Menschen vergessen deine Worte, sie vergessen, was Du getan hast. Aber sie erinnern das Gefühl, als sie Dir begegneten.“ Dieses Wort von Maya Angelou habe ich als Motto auf meine Homepage gesetzt: wichtiger als messbarer „Erfolg“ ist mir, dass ich später mit einem dankbaren Lächeln auf die Zeit in Neunkirchen zurückblicken kann – und andere hoffentlich auch: Mit dem Eindruck, dass es gelungen ist, das evangelische Leben auch im Kooperationsraum mit Much und Seelscheid zu stabilisieren und zukunftsfähig auszurichten.
Schnellfragerunde:
Kaffee oder Tee?
Tee nur bei Halsschmerzen.
Buch oder Film?
Beides. Aber öfter das Buch. Man kann länger darin verweilen.
Frühaufsteher oder Nachtmensch?
Notgedrungen Frühaufsteher. Die Kinder müssen los, der Hund will raus.
Klassische oder moderne Musik?
Gern Elton John. Ist der nicht schon klassisch? Sonst Bach.
Stilles Nachdenken oder lautes Diskutieren?
Ich denke gerne laut nach – und höre auch gern still zu.
Planer oder spontaner Typ?
Ich plane oft sehr spontan…- Mitarbeitende klagen zuweilen darüber.
Ohrwurm von welchem Lied im Gottesdienst?
Ich sing dir mein Lied, in ihm klingt mein Leben…
Information zur Pfarrstellenbesetzung
Im Wahlgottesdienst am Sonntag, den 28. September 2025, wählte das Presbyterium Uwe Rieske einstimmig als neuen Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Neunkirchen. Mit ihm wird die nach dem Wechsel von Pfarrerin Angela Pollmann in die Evangelische Kirchengemeinde Overath und der Vakanzvertretung durch Pfarrerin Editha Royek zuletzt vakante Pfarrstelle mit einem Umfang von 75 Prozent zum Jahreswechsel wieder besetzt. Dem vorausgegangen waren mehrere Bewerbungsverfahren, in denen das Presbyterium sich mit verschiedenen Bewerbungen beschäftigte und sich zum Schluss für Uwe Rieske als neuen Pfarrer für unsere Kirchengemeinde entscheid.
Am 8. Februar um 15 Uhr wird Uwe Rieske im Gottesdienst offiziell als Pfarrer unserer Kirchengemeinde eingeführt – dazu und zum anschließenden Beisammensein lädt Sie das Presbyterium ganz herzlich ein!
