Gottes Zuwendung zum Menschen spüren - Zehn Jahre Übungskreis Handauflegen in Kleinich

Kleinich – Eine starke Kraft, die spürbar unseren Körper durchströmt – so anschaulich beschreibt es Ursula Krimmel. Die 94-jährige aus Markdorf am Bodensee weiß, wovon sie spricht – Ursula Krimmel praktiziert seit vielen Jahren das Handauflegen aus christlicher Motivation, ist Lehrerin nach der Open-Hands-Schule von Anne Höffler und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass es den Übungskreis Handauflegen in Kleinich überhaupt und nun seit zehn Jahren gibt.

„Es gilt, sich von außen, von unserer Alltagsebene, wo wir von unseren Sinnen und unserem Verstand geleitet werden, nach innen zu wenden, innerlich zur Ruhe zu kommen – Gedanken, Gefühle, Bilder kommen und gehen zu lassen, sein zu lassen und die ganze Aufmerksamkeit in die Stille zu richten, horchen, lauschen, offen sein, empfangend sein“, so beschreibt Krimmel, worauf es beim Handauflegen ankommt. Wem dies gelänge, der erfahre „eine starke Kraft, die spürbar unseren ganzen Körper durchströmt und durch uns hindurchstrahlt. Es ist die lebendig machende Segenskraft Gottes, die immer da ist“, so Krimmel.

Dabei gehe es um Begegnung, und gleich, ob man selbst Hände auflegt, oder sich die Hände auflegen ließe, könne es geschehen, dass „sich in uns große Ruhe, Gelassenheit und ein tiefer Frieden und Geborgenheit ausbreiten oder eine tiefe Verbundenheit, Mitgefühl, Dankbarkeit, Freude oder Lebendigkeit, Kraft und Kreativität“. Dies seien, so Krimmel, „unsere Wesenspotentiale, die unser wahres Menschsein ausmachen“. Für Krimmel ist Handauflegen letztlich aber vor allem auch eins: „Das Praktizieren von Kontemplation, inneren Erforschens und Handauflegen ist für mich Friedensarbeit!“

Es geschieht immer etwas Gutes
Mit dieser Energie und diesem Verständnis kam Krimmel vor rund zehn Jahren als Prädikantin und Lehrerin der Open-Hand-Schule zum Einführungsseminar nach Kleinich, damit auch der Übungskreis in Kleinich die gleichen Standards erfüllt, die in der Open-Hands-Schule üblich sind. Seitdem gibt es den Kreis, der von Pfarrerin i.R. Elke Füllmann-Ostertag 2015 gegründet wurde. Füllmann-Ostertag, die damals gerade selbst das so genannte Jahrestraining der Open-Hands-Schule absolviert und von Anne Höfler die Erlaubnis bekommen hatte, einen Übungskreis zu leiten, beschreibt das, was sie dabei motiviert und berührt, so: „Die Wirkung des Handauflegens kann unterschiedlich ausfallen. Das Feedback, das zu jedem Handauflegen dazugehört, bringt es zum Ausdruck: Mal mehr körperlich, mal mehr geistlich, mal mehr das Gefühl betreffend. Es geschieht immer etwas Gutes, verursacht durch Gott, vermittelt durch Menschen“, so Füllmann-Ostertag, und es tue gut, „diese Zuwendung Gottes und Verbundenheit mit Gott zu spüren“, betont die langjährige Pfarrerin. So ist dann auch das Motto des Kleinicher Übungskreises entstanden: „Gottes Zuwendung zum Menschen spüren.“

Ganz wichtig dabei ist Füllmann-Ostertag eine „seriöse Herangehensweise“, die Vertrauen ermöglicht, sowie ein „tiefer Respekt vor dem Menschen vor mir“ – zu Beginn jeden Handauflegens steht deshalb immer die Frage „Darf ich dich berühren?“. Wird diese verneint, geschieht das Handauflegen mit Abstand. Unabhängig davon ist die Wirkung jedoch deutlich zu spüren: „Wer sich darauf einlässt, staunt, wie gut das tut“, weiß Füllmann-Ostertag aus ihrer Erfahrung zu berichten.

Bibel und kirchliche Tradition
Die Basis für all das ist dabei klar die Bibel und die kirchliche Tradition. Nicht zuletzt im Markusevangelium wird deutlich: „Auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird’s besser mit ihnen.“ Und zu Zeiten der frühen Kirche gehörte Handauflegen auch dazu, wie Taufe und der Auferstehungsglaube, also zu den Grundlagen.

Vor zehn Jahren fand dann zunächst ein Vortrag mit anschließenden Übungen von Cäcilie Daus-Speicher sowie eine Thomasmesse in Kleinich statt – und es zeigte sich schon damals das große Interesse: Die Station „Handauflegen“ wurde so rege aufgesucht, dass die Teilnehmenden der anderen Angebote warten mussten, bis der Gottesdienst gemeinsam fortgesetzt werden konnte. Daus-Speicher, aus dem südhessischen Eppstein und ebenfalls Lehrerin der Open-Hands-Schule, hat es sich seitdem zur Aufgabe gemacht, jedes Jahr zum Einführungsseminar nach Kleinich zu kommen, damit sie den am Handauflegen Interessierten die Grundlagen vermittelt, die sie benötigen, um im Übungskreis mitzumachen zu können.

Ein Anker auf stürmischer See
Für sie hat das Handauflegen auch mit sehr persönlichen Erfahrungen zu tun. So war das Handauflegen für sie „in Zeiten der Not und Verzweiflung wie ein Anker auf stürmischer See“, beschreibt es Daus-Speicher anschaulich. Handauflegen sei für sie zudem auch eine Möglichkeit, „Liebe in die Welt zu tragen“, für sie Grundlage ihres Handelns und Seins. Und nicht zuletzt sei sie bei nichts anderem so in Frieden, wie beim Handauflegen: „Ich vertraue auf Gottes heilende Kraft, stelle mich und meine Hände zur Verfügung, öffne mich für diese Kraft, lasse geschehen und danke.“ Diese drei Punkte beschreiben in etwa ihre Basis des Handauflegens – Daus-Speicher ist dabei immer wieder aufs Neue erstaunt über „die Wirkung dieser heilsamen Berührung bei den Menschen: Sie gehen anders als sie gekommen sind“.

Jubiläumsfeier in Kleinich
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums im Kleinicher Gemeindehaus am 11. Juli 2025 dankte Füllmann-Ostertag dann auch Ursula Krimmel und Cäcilie Daus-Speicher von Herzen für ihre lange Verbundenheit und Unterstützung, ohne die der Übungskreis Handauflegen in Kleinich nicht der geworden wäre, der er heute ist. Ihr Dank galt auch der Evangelischen Kirchengemeinde Kleinich, die all die Jahre einen Raum zur Verfügung gestellt hat, und nicht zu Letzt dem Kleinicher Pfarrer Stefan Haastert, der von Anfang an vom Handauflegen aus christlicher Motivation und auf biblischer Grundlage überzeugt war und an dem Übungskreis teilgenommen hat, so oft es ihm möglich war.

Rund 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter zahlreiche langjähre Übungskreisteilnehmer, feierten das zehnjährige Bestehen – mit thematischen Impulsen, Austausch, Gesang und natürlich gegenseitigem Handauflegen. Elke Füllmann-Ostertag brachte das Besondere des Übungskreises Handauflegen abschließend auf den Punkt: „Gleich wie sich unser Leben sonst darstellt, ob wir mit Schwierigkeiten oder Krankheit kämpfen, ob es uns gut geht, wir gehen oder fahren (…) mit Wohlbefinden und innerem Frieden nach Hause. Die Erfahrung in der Gruppe bringt Freude und Hoffnung in unseren Alltag.“

Übungskreis Handauflegen Kleinich
Der Kleinicher Übungskreis ist immer noch der einzige Kreis in Rheinland-Pfalz und im Saarland, in dem aus christlicher Motivation und nach der Methode der Open-Hands-Schule einmal monatlich Hände aufgelegt wurden. 
Interessierte können sich wenden an: Pfarrerin i.R. Elke Füllmann-Ostertag, Tel: 06782/5164, E-Mail: elfo@hotmail.de

Open-Hands-Schule
Die Open Hands Schule des Handauflegens wurde 2008 nach 30-jähriger Erfahrung im Handauflegen und Kurstätigkeit von Anne Höfler in Lindau am Bodensee gegründet.
Ziele der Schule sind das Handauflegen auf der Grundlage der Kontemplation zu praktizieren und zu verbreiten sowie das Handauflegen innerhalb einer klar definierten Ethik in das Angebot von öffentlichen Einrichtungen einzubringen.
Weitere Informationen:
www.openhands-schule-des-handauflegens.de


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  • 30.07.2025
  • EKKT Öffentlichkeitsarbeit
  • Red