Erinnerungszeichen für Dankbarkeit, Demut und das Tun des Notwendigen

Düsseldorf. Dankbarkeit, Demut und die Hilfe für Menschen in Not gehören zusammen. Daran erinnert Pfarrerin Antje Menn, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, anlässlich des Erntedankfestes. „Erntedank stellt jedes Jahr wieder die Frage, wie es denn aussieht mit der Verteilung der Gaben und Güter in unserem Land, in unserer Welt“, sagt die 52-jährige Theologin im „Geistlichen Wort“, das am Sonntag, 5. Oktober 2025, um 8.40 Uhr auf WDR 5 gesendet wird.

Die leuchtenden Gaben, die am Erntedanksonntag auf vielen Altären reiche Ernte symbolisieren, lenkten ihren Blick nicht nur zu Gott hin, „sondern weiten ihn auch zu denen, die heute, anders als ich, wenig zu danken haben“, so Vizepräses Menn. Sie verweist auf das biblische Buch des Propheten Jesaja, in dem es heißt: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen.“

Gemüsesuppe für hundert bedürftige Familien

„,Brich dem Hungrigen dein Brot.‘ – Mit dieser Aufforderung spricht der Prophet Jesaja einzelne und die Gemeinschaft als Ganze an, konkrete Not zu sehen und zu handeln“, sagt Antje Menn und verweist auf das Beispiel einer Freiwilligen, die sich bei der Tafel in Düsseldorf-Gerresheim engagiert. Dort hätten Ehrenamtliche etwa im vergangenen Jahr anlässlich des Erntedankfestes aus gespendetem Gemüse große Töpfe Suppe gekocht und rund 100 bedürftige Familien zum Essen eingeladen. „,Brich dem Hungrigen dein Brot‘, sagt der Prophet Jesaja. Ja, das geht auch in Form einer leckeren Gemüsesuppe! Egal, ob Brot oder Suppe – die Ansage des Propheten ist klar: Dankbar für alles, was Gott dir schenkt, tu das, was die Not wendet und dem Leben dient!“

Jeder Mensch hat ein Recht auf das, was zum Leben notwendig ist

Der Prophet des Volkes Israel spreche zu Menschen, die aus dem Exil zurückgekehrt seien und nun vor dem Wiederaufbau ihrer Gesellschaft stünden. „Selbstverständlich ist offenbar nichts. Auch nicht die Antwort auf die Frage, wie das Miteinander gestaltet werden soll. Jesajas Haltung ist eindeutig: Jede und jeder hat ein Recht auf das, was zum Leben notwendig ist. Wo Menschen unterdrückt werden, wo Frauen, Männer und Kinder in Unfreiheit leben oder misshandelt werden, wo es Menschen an Kleidung und einem Dach über dem Kopf fehlt, wo sie hungern und verdursten, da sind unsere Solidarität und Gerechtigkeit gefordert“, so die Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland in der Radioandacht: „,Brich mit den Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus!‘ Wer sich selbst reich beschenkt weiß und dafür dankbar ist, kann genau das tun. Wer weiß, dass Gott seinen Segen dazu geben muss, damit unser Tun gelingt, sieht mit offenem Herzen auf die Welt und auf das, was Not tut. Für mich verbindet sich das mit dem Erntedankfest. Orange Kürbisse und rote Äpfel, ein dickes Bündel goldener Ähren, bunte Wiesenblumen und ein Laib Brot und Weintrauben – sie sind für mich Erinnerungszeichen für Dankbarkeit, Demut und das Tun des Notwendigen.“

  • 30.09.2025
  • Kirchenrat Jens Peter Iven
  • EKiR/Hans-Jürgen Bauer